Ausstellungseröffnung von Reinhard Lentsch
Unter dem Titel „Bewegte Heimat bewegt“ stellt der Oberländer Künstler Reinhard Lentsch vom 7. März bis 2. April 2015 seine Werke im Lader Rechelerhaus aus. Für Lentsch ist es bereits die zweite Ausstellung im Rechelerhaus nach 2006.
Einen Andrang, der seinesgleichen sucht, konnte man bei der Vernissage von Reinhard Lentsch im Rechelerhaus erleben. Zahlreiche Prominenz aus Kunst, Politik und Wirtschaft war gekommen, um sich die Bilder des Rieder Künstlers nicht entgehen zu lassen. Aber trotz extremen Platzmangels inklusive namenloser Smartphone-Klingelton-Muckser gab es kultivierte Eröffnungsreden. „Ein beruhigender Handyton“, kommentierte Toni Netzer, der gerade zu seinen Begrüßungsworten ansetzen wollte. Er wurde später während seiner Rede nochmals von einem metallig anmutenden Smartphone-Geräusch mit Live-Charakteristik angezählt. All dies sollte der guten, aber dennoch vornehmen Stimmung im gesteckt vollen historischen Recheler-Gewölbe keinen Abbruch tun. Während das Motto der Ausstellung von Reinhard Lentsch „bewegte Heimat bewegt“ lautet, probierte der Bürgermeister von Ladis einen Balanceakt, um der inhaltlich-künstlerischen Geste thematisch auf die Pelle zu rücken. Versuche man zuviel Bewegung in einen heimatlichen Appell zu stopfen, sei das genau so verfehlt, wie wenn es zu wenig Mut gäbe. Im letzteren Fall würde „jede Veränderung als negativ betrachtet werden“. Der Grat „beim Suchen und Finden von Kompromissen“ sei „sehr schmal“. Was aber auf jeden Fall bewege, „sind die Bilder von Reinhard Lentsch“, schließt Netzer und überreicht ihm ein Dorfbuch von Regierungsrat Professor Robert Klien. Der Künstler selbst bleibt einfach bescheiden. Lentsch ist Autodidakt und bringt mit verschiedenen Malmethoden – wie der Öl-Spachteltechnik – von kräftigen Farben dominierte Impressionen auf die Leinwände. Kombiniert sind diese mit Tuschezeichnungen. Lentsch, der bei der Polizeiinspektion Ried tätig ist und seit 1982 etliche Ausstellungen in Österreich, Deutschland und Italien hatte, erklärt seine Landschaften mit „Landschaftsfarben-Landschaften“. Quasi zufällig sind die Streifen in den Bildern als Erkennungsmerkmal entstanden, sie dienen dem Betrachter nebenbei auch als Blickwinkelveränderung. Die Farben zu den diversen Lichtverhältnissen im Sujet extrahiert Lentsch aus dem gewählten Hintergrundmotiv und organisiert sie so zu griffigen Couleur-Clustern.
„Wenn man mich fragt, warum ich nichts anderes im Sinn gehabt habe, als zu malen, so muss ich sagen, dass dies aus einem Interesse heraus entstanden ist, meine Freizeit zu gestalten“, schmunzelt der Künstler. Es sei ihm einfach nichts Besseres eingefallen, „als einen Ölfarbenkasten zu kaufen“. Allerdings: Wenn er sich das heute anschaue, was er damals fabriziert hat, „dann fürcht’ ich mich selber vor dem“. Kurse hätte er keine gemacht, sondern sich mit Büchern und mit Internet-Recherchen beholfen. „Wenn man für irgendetwas Interesse hat, nimmt man sich auch die Zeit, das weiter zu entwickeln.“ Der Wiedererkennungswert in seinen Bildern „ist aus reinem Zufall heraus entstanden“. Für Armin Klien ist freilich sicher: „Qualitätsvolle Arbeiten braucht man nicht zu kommentieren.“ Begegnung mit echter Kunst ist naturgemäß nie zufällig. Wie auch jene Zusammenkünfte zwischen dem Obmann des Kulturvereins Ladis und dem Exekutiv-Künstler. „Er hat in der Nacht zu mir einmal gemeint: Fahr’ nur weiter, du armer Nachtarbeiter!“ Botschaften sind die Sache von Lentsch nicht. „Ich will eigentlich nichts transportieren. Ich will nur eines: dass sich Leute, mit dem, was ich mache, erfreuen, und dass sie bei einer Landschaft etwas wiedererkennen können.“ Nachsatz: „Und wenn es ihnen so gut taugt, dass sie es daheim haben möchten, dann hab’ ich auch nichts dagegen.“ Musikalisch wohltönend umrahmt wurde der Abend von der „Wohngemeinschaft“: Sascha und Mirjam Pedrazzoli erfreuten einmal mehr mit graziösen Gitarren-Arrangements und sublimer Soulstimme.
Text: Rundschau Landeck