Premiere Theaterstück „Rock ’n’ Roll im Abendrot“ (Wintersaison 2019/2020)
Dass es in einem Altersheim mitunter recht lustig zugehen kann, bringt die Theatergruppe Ladis mit dem neuen Theaterstück „Rock ’n’ Roll im Abendrot“ aufs Tapet. Was hier alles an komischschrulligen Situationen aufgetischt wird, geht eigentlich auf keine Kuhhaut. Jedenfalls war das Publikum bei der heutigen Premiere im Kultur- und Veranstaltungszentrum vom Engagement des Ensembles sehr angetan.
Das Lustspiel in drei Akten von Cornelia Willinger hat es in sich, denn das Thema ist und bleibt ein zeitgemäßes. Was läuft so in einem Altersheim wirklich ab? Oder besser: Kann es sein, dass es manche Insassen gar bunt treiben? Fragen über Fragen, die im Stück „Rock ’n’ Roll im Abendrot“ auf eine gar spezielle Art und Weise beantwortet werden.
Eine wahrlich große Portion Elan, gepaart mit viel Herzblut, legten die Mitwirkenden der Theatergruppe Ladis bei ihrer eindrucksvollen Performance im Saal des Rechelerhauses aufs Parkett – und das von Beginn an. Mit Fortdauer nahm die bezaubernde Darbietung des Ensembles immer mehr Fahrt auf und entwickelte eine Sogwirkung, der man sich nicht entziehen konnte. Wenn zum dynamischen Spiel der Akteure dann noch saftige Sager hinzukamen, blieb kaum ein Auge trocken. Da war u. a. die Rede von „Inkontinenz-Unterhosen“, „Generation Stützstrumpf“, „Meine Faltencreme heißt Tiramisu“, „Der Herr hat ihm das Können genommen, aber nicht das Wollen“, „Kommando: Busen hoch!“, „Verliert der Bauer seine Haare, kommt er in die Wechseljahre“, oder: „Ich bin noch viel zu jung für ein solches Endlager Deluxe!“. Eingepackt sind solche (deftigen) Sprüche in eine an Wendungen und spannungsreichen Details reiche Handlung.
Zum Inhalt: Im (katholischen) Altersheim „Abendrot“ wird teils mit Ehrfurcht, teils mit Wurschtigkeit der Besuch des Bischofs erwartet – und der soll gar streng und kapitalorientiert sein. Während sich bei Schwester Andrea (gespielt von Renate Kapeller), die für diesen Besuch alles würdig vorbereiten möchte, die innerliche Aufregung gar nicht mehr legen will (und ihre zuchtvollen Anweisungen bei den Insassen komplett am Ziel vorbeischießen), ist das dem Almbauer Wastl (Iwan Niederberger), der anfangs keinen Lebenssinn mehr sieht, ziemlich powidl. Mit Schwester Andrea legt sich derweil die ehemalige Schlangentänzerin Silvia (Elisabeth Juen) an. Sie lässt sich rein nichts sagen und gefallen und umgarnt zudem die männlichen Altersheimgenossen. Sehr speziell – und mitunter auch extrem realistisch dargestellt – ist das Spannungsverhältnis des Ehepaares Elisabeth und Heinrich (Evi Senn und Victor Markl), das sich mitunter heftig in die Haare kommt. Zum Zungeschnalzen ist auch das (Zusammen-)Spiel von Enkelin Gisi (Kerstin Senn) und Pfleger Norbert (Christoph Kirschner). Letzterer hat sich hoffnungslos in die Enkelin verliebt. Richtig rund geht’s dann, als der Bischof (Albrecht Kirschner) seinen unverhofften Auftritt hat, denn der kirchliche Würdenträger kommt zu früh!
Fazit: Unterstützt von einem sagenhaften Bühnenbild von Stefan Juen (u. a. Holz-Kuh samt Melktechnik!), gelang der Theatergruppe Ladis eine super schauspielerische Leistung, wobei zahlreiche witzig-skurrile Wendungen für mächtig Dramaturgie sorgen. Die wöchentlich geplanten Aufführungen sind ab sofort bis zum 13. April jeden Montag-Abend im Kultur- und Veranstaltungszentrum Rechelerhaus anzusehen.