Konzert von Johanna Beisteiner
Konzertgitarristin Johanna Beisteiner war zum 2. Mal nach 2011 zu Gast in Ladis. Dabei präsentierte sie mit ihrem neuen Konzertprogramm „Arien und Tänze“ eine außergewöhnliche Mischung aus Werken, die auf Gesangsstücken und Tanzmusik basieren.
Der Begriff Aria bezeichnet nicht nur Vokalformen, sondern auch instrumentale Tanzstücke. Den Auftakt bildete die Musik des Spaniers Fernando Sor, der als Gitarrenvirtuose und Komponist vor allem in Paris, London und Moskau große Erfolge feierte, sich aber auch eingehend mit der Wiener Klassik beschäftigte. In seinen Variationen über ein Thema von Mozart ließ er sich durch ein Thema aus der Zauberflöte inspirieren: „Das klinget so herrlich“ (1. Akt, 17. Auftritt). Weiter ging es mit dem berühmten „Ständchen aus dem Schwanengesang“ von Franz Schubert, bearbeitet von Gitarrist und Komponist Johann K. Mertz für Gitarre solo. Mit Chôro [‚ʃoɾu], einem brasilianischen Musikstil, der um 1870 in Rio de Janeiro als Fusion von populärer europäischer und afrikanischer Kultur entstanden ist und deswegen oft auch als „brasilianischer Jazz“ bezeichnet wird, entführte Johanna Beisteiner das Publikum in die musikalische Kultur von Südamerika. Das stark von der spanischen Folklore beeinflusste Stück „Nacht in Granada“ schrieb der russische Komponist Eduard Schafransky während eines Sommerurlaubs in Andalusien 2003. Dieses Werk wurde von Johanna Beisteiner 2007 im Ekaterinburger Dom Aktyora uraufgeführt und selbstverständlich auch in Ladis präsentiert. Anschließend spielte Johanna Beisteiner einige Stücke von Francisco Tárrega, einem der bedeutendsten Gitarrenvirtuosen und Pädagogen seiner Zeit, die größtenteils auf Tanzrhythmen basieren. Zu Beginn des zweiten Teils standen zwei Sätze aus der Suite española von Isaac Albéniz. Der Komponist ließ sich in diesen Stücken stark vom Flamenco beeinflussen. Er beschreibt die kontrastreiche, gebirgige Landschaft des an der Atlantik-Küste gelegenen Asturien und bringt dem Zuhörer die reizvolle Atmosphäre der Kulturstadt Granada mit der berühmten Alhambra näher. Den Abschluss des Konzertabends bildete Mauro Giulianis virtuose Bearbeitung von Rossini-Arien. Der auch häufig in Wien tätige italienische Gitarrenvirtuose und Komponist Giuliani schuf dieses Stück vermutlich während seines Aufenthalts in Rom um 1820-23. Da Gioacchino Rossini zur selben Zeit in der Stadt war, ist anzunehmen, dass sich die beiden Musiker auch persönlich kannten, einen Beweis dafür gibt es aber bislang nicht. In der Rossiniana Nr. 1 sind Motive aus Rossinis Opern „Otello“, „Die Italienerin in Algier“ sowie „Armida“ enthalten.
Zur Person
Die österreichische Gitarristin Johanna Beisteiner wurde 1976 geboren und erhielt ihren ersten Instrumentalunterricht im Alter von neun Jahren. Bereits als Sechzehnjährige begann sie ihre Ausbildung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, wo sie ein Konzertfach- sowie ein Doktoratsstudium absolvierte. Johanna Beisteiner trat international oftmals als Solistin auf, gab außerdem Konzerte mit renommierten Orchestern, Dirigenten sowie Kammermusikern und gastierte bei verschiedenen Festivals im In- und Ausland. 2013 wird sie Österreich in Russland im Rahmen des Kulturprogramms der Olympia-Saison bei einem Konzert mit dem Symphonischen Orchester Sotschi repräsentieren. Ihr Repertoire umfasst sowohl klassische als auch zeitgenössische Musik. Sie spielte die Uraufführungen mehrerer Werke der Komponisten Robert Gulya und Eduard Schafranski. In Zusammenarbeit mit dem argentinischen Tangotänzer und Choreographen Rafael Ramirez entstand der Videoclip Der Milonguero und die Muse. Neben ihren zahlreichen Aufnahmen für GRAMY Records wirkte sie an Soundtracks zu Kinofilmen mit. Sie spielt eine Konzertgitarre aus der Meisterwerkstätte des Spaniers Paulino Bernabé.
Auszeichnungen: 2008 erhielt Johanna Beisteiner in Italien die Kristalltrophäe 200 Jahre Teatro della Concordia. 2011 wurde ihr vom Förderverein Schloss Hohenschönhausen in Berlin die Ehrenmitgliedschaft verliehen.